Schreier: Microsoft hat genug – Xbox muss jetzt Rekordgewinne liefern

Die Geduld der Finanzabteilung ist am Ende.
Investoren erwarten vom Gaming-Bereich das schier Unmögliche – eine Rentabilität von 30 Prozent. Zum Vergleich: In der Gaming-Branche gelten Gewinnmargen zwischen 17 und 22 Prozent als normal, und Xbox selbst kam in den letzten Jahren nie über 20 Prozent hinaus. Jason Schreier hat für Bloomberg eine Recherche veröffentlicht, die aufdeckt, was in den letzten zwei Jahren wirklich hinter den Kulissen passierte.
Bis zum Herbst 2023 herrschte bei Xbox die Philosophie von Phil Spencer – man entwickelte die besten Spiele, die man konnte, ohne sich allzu sehr um Finanzkennzahlen zu kümmern. Microsoft kaufte große Publisher und Entwickler wie ZeniMax und Activision Blizzard, massives Kapital floss in den Abo-Service Game Pass. Doch entweder brachten die übernommenen Studios mittelmäßige Titel heraus, oder ihre Hits landeten direkt im Abo, was die Gewinnmöglichkeiten drastisch einschränkte. Deshalb verhängte Finanzchefin Amy Hood im Herbst 2023 neue Vorgaben – das Ziel: 30 Prozent Rentabilität erreichen.
Es begannen massive Entlassungen und Studioschließungen, auch solcher, die gerade erfolgreiche Spiele abgeliefert hatten. Gestrichen wurden auch potenzielle Hit-Projekte mit Langzeitperspektive – Everwild, Perfect Dark und Project Blackbird. Die Prioritäten verschoben sich radikal: weg von qualitativ hochwertigen, aber finanziell unsicheren Titeln, hin zu garantierten Geldmaschinen. Das bedeutet: Multiplayer-Projekte mit In-Game-Käufen und süchtig machenden Spielmechaniken. Von den teuren Singleplayer-Geschichten bleiben wohl nur noch The Elder Scrolls 6 und Fallout 5 übrig. Auch die jüngste Entscheidung, eigene Exklusivtitel für Nintendo Switch und Sony PlayStation 5 zu veröffentlichen, wurde getroffen, um die Einnahmen zu steigern.
Wie Schreier unter Berufung auf Microsofts Finanzchefin Amy Hood berichtet, ist das Betriebsergebnis von Xbox im letzten Quartal um satte 34 Prozent gestiegen. Der neue Kurs konzentriert sich auf Cloud-Gaming mit Werbeunterstützung, KI-gestützte Spieleentwicklung und die Integration von PC-Elementen in die nächste Xbox-Generation. Die neue Strategie scheint zu funktionieren – doch zu welchem Preis für Kreativität und Innovation?