Meta führt neue Schutzfunktionen gegen Betrug in WhatsApp und Messenger ein

Meta führt neue Schutzfunktionen gegen Betrug in WhatsApp und Messenger ein

Meta hat am Dienstag eine Reihe neuer Sicherheitstools angekündigt, die Nutzer von WhatsApp und Messenger vor raffinierter Betrugsmasche schützen sollen. Die Maßnahmen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Cyberkriminelle zunehmend ausgeklügelte Methoden einsetzen, um ahnungslose Opfer um Milliarden zu bringen.

Bildschirmfreigabe-Warnung in WhatsApp

Eine der wichtigsten Neuerungen betrifft die Bildschirmfreigabe während Videoanrufen. WhatsApp zeigt ab sofort eine Warnung an, wenn Nutzer versuchen, ihren Bildschirm mit einem unbekannten Kontakt zu teilen. Diese Funktion soll verhindern, dass sensible Informationen wie Bankdaten, Passwörter oder Verifizierungscodes in die falschen Hände geraten – eine beliebte Masche von Betrügern, die sich als vertrauenswürdige Personen ausgeben.

„Nur mit Menschen teilen, denen Sie vertrauen“, lautet die klare Botschaft, die WhatsApp seinen über zwei Milliarden Nutzern weltweit vermittelt.

KI-gestützte Betrugserkennung im Messenger

Für den Facebook Messenger testet Meta derzeit eine innovative Funktion namens „Betrugserkennung“, die Nutzer in den Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen aktivieren können. Sobald diese Funktion eingeschaltet ist, werden Nutzer automatisch gewarnt, wenn sie eine potenziell verdächtige Nachricht von einem unbekannten Kontakt erhalten.

Der Clou: Die Erkennung erfolgt direkt auf dem Gerät des Nutzers, sodass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewahrt bleibt. „Weil die Erkennung auf Ihrem Gerät stattfindet, bleiben Chats mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sicher“, betont Meta in einem Support-Dokument.

Erkennt das System verdächtige Anzeichen, können Nutzer entscheiden, ob sie die letzten empfangenen Nachrichten zur KI-gestützten Überprüfung freigeben möchten. Wichtig: Diese Nachrichten sind dann nicht mehr Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

Bestätigt die KI-Analyse einen möglichen Betrugsversuch, erhalten Nutzer detaillierte Informationen über gängige Betrugsmaschen:

  • Jobangebote, die Geldzahlungen voraussetzen
  • Versprechen von schnellem Reichtum
  • Homeoffice-Angebote für Jobs, die unmöglich remote erledigt werden können

Zudem haben Nutzer die Möglichkeit, den verdächtigen Account direkt zu blockieren oder zu melden.

Massiver Kampf gegen kriminelle Netzwerke

Metas Engagement geht weit über technische Lösungen hinaus. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Maßnahmen gegen über 21.000 Facebook-Seiten und -Konten ergriffen, die sich als Kundensupport ausgaben, um Menschen zur Preisgabe persönlicher Informationen zu verleiten.

Noch beeindruckender: Seit Jahresbeginn 2025 hat Meta fast 8 Millionen Konten auf Facebook und Instagram identifiziert und deaktiviert, die mit kriminellen Betrugszentren in Verbindung stehen. Diese operieren hauptsächlich aus Myanmar, Laos, Kambodscha, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den Philippinen und zielen auf Menschen weltweit ab – insbesondere auf ältere Personen.

Das perfide System hinter „Romance Baiting“

Bei vielen dieser Betrugsmaschen handelt es sich um sogenanntes „Romance Baiting“ oder „Pig Butchering“ (auf Deutsch etwa „Schweinemast-Betrug“). Die Bezeichnung stammt aus dem Chinesischen („Sha Zhu Pan“) und beschreibt grausam präzise die Methode: Betrüger „mästen“ ihre Opfer durch den Aufbau emotionaler Bindungen, bevor sie sie finanziell „schlachten“.

Das Schema läuft meist folgendermaßen ab:

  1. Erster Kontakt: Kriminelle initiieren den Kontakt über Dating-Apps, soziale Medien oder private Messaging-Dienste wie WhatsApp – oft mit vermeintlich falschen Nummern oder „zufälligen“ Nachrichten.
  2. Vertrauensaufbau: Sie investieren Wochen oder sogar Monate, um eine emotionale Bindung aufzubauen, simulieren romantische Beziehungen und spiegeln die Interessen ihrer Opfer.
  3. Die Falle schnappt zu: Sobald das Vertrauen gefestigt ist, werden die Opfer in vermeintlich lukrative Investitionsmöglichkeiten gelockt – häufig im Bereich Kryptowährungen.
  4. Der finale Schlag: Opfer werden ermutigt, immer größere Summen zu investieren. Zunächst dürfen sie kleine Beträge abheben, um Vertrauen aufzubauen. Doch sobald die Betrüger genug Geld abgeschöpft haben, verschwinden sie spurlos.

„Zentral für den Betrug ist die psychologische Manipulation: Die Täter kultivieren emotionale Bindungen, schaffen Vertrauen und simulieren in einigen Fällen sogar romantische Beziehungen“, erklärt eine aktuelle Analyse von Infoblox. „Dieser langwierige Prozess senkt die Abwehrmechanismen der Opfer und bereitet sie darauf vor, an Versprechen außergewöhnlicher Renditen zu glauben – was zu verheerenden finanziellen Verlusten führt.“

Die dunkle Seite: Betrüger als Opfer

Was viele nicht wissen: Auch die Betrüger selbst sind oft Opfer. Kriminelle Syndikate locken Menschen mit Versprechen hochbezahlter Jobs nach Südostasien, nur um sie dann unter Anwendung von Gewalt in sogenannten „Betrugs-Fabriken“ zur Arbeit zu zwingen. Diese Personen werden gegen ihren Willen festgehalten und zur Durchführung der Betrügereien gezwungen.

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen: Passkeys für alle

Neben den Anti-Betrugs-Tools hat Meta auch die Einführung von Passkeys für Facebook, Messenger und WhatsApp bekannt gegeben. Diese moderne Authentifizierungsmethode, die auf biometrischen Daten oder PINs basiert, bietet deutlich mehr Sicherheit als traditionelle Passwörter.

Passkeys funktionieren per Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Geräte-PIN und sind resistent gegen Phishing-Angriffe. Die biometrischen Daten werden ausschließlich auf dem Gerät des Nutzers gespeichert und niemals mit Meta geteilt.

Weitere praktische Schutzfunktionen

Meta hat außerdem einen Security Checkup für Facebook und Instagram eingeführt, mit dem Nutzer ihre Sicherheitseinstellungen überprüfen und Empfehlungen für Updates erhalten können.

WhatsApp erhält zudem einen neuen Privatsphäre-Leitfaden, der Nutzern hilft, ihre Einstellungen optimal zu konfigurieren.

Was Nutzer selbst tun können

Trotz aller technischen Maßnahmen bleibt Wachsamkeit der beste Schutz. Experten raten:

  • Seien Sie misstrauisch bei unerwarteten Kontaktaufnahmen, besonders von attraktiven Fremden
  • Geben Sie niemals persönliche oder finanzielle Informationen an unbekannte Kontakte weiter
  • Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung und Passkeys
  • Seien Sie vorsichtig bei Investitionsangeboten, besonders im Kryptowährungsbereich
  • Überprüfen Sie URLs und E-Mail-Adressen genau auf Ungereimtheiten
  • Reagieren Sie nicht auf verdächtige Nachrichten – jede unbeantwortete Spam-Nachricht hilft WhatsApp, Betrüger schneller zu identifizieren

Die erschreckende Bilanz

Die Zahlen sprechen für sich: Laut FBI haben Opfer von Krypto-Investment-Betrug allein 2024 fast 4 Milliarden US-Dollar verloren – ein dramatischer Anstieg gegenüber 2,57 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. In Kalifornien haben solche Betrügereien bereits zu mehreren Suiziden geführt, nachdem Opfer ihre gesamten Ersparnisse verloren hatten.

„Romance Baiting“-Betrügereien kosten US-Amerikaner jährlich über 1,14 Milliarden Dollar, wobei der durchschnittliche Verlust pro Opfer bei etwa 180.000 Dollar liegt. Ein besonders tragischer Fall betraf eine Geschäftsfrau, die über 8 Millionen Dollar an Betrüger verlor.

Meta arbeitet mit Behörden zusammen

Meta betont, dass es eng mit Strafverfolgungsbehörden in den USA und Südostasien sowie mit NGOs zusammenarbeitet, um die kriminellen Netzwerke zu zerschlagen. Das Unternehmen teilt auch Informationen über Bedrohungen mit anderen Technologie-Unternehmen, darunter Match Group (Betreiber von Tinder und Hinge), Coinbase und Ripple im Rahmen der „Tech Against Scams“-Koalition.

Kürzlich konnte Meta zusammen mit OpenAI ein Betrugsnetzwerk aus Kambodscha stoppen, das ChatGPT nutzte, um überzeugende Erstnachrichten mit WhatsApp-Links zu verfassen.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung

Die neuen Schutzfunktionen von Meta sind ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Online-Betrug. Doch Experten warnen: Kriminelle passen ihre Taktiken ständig an, nutzen inzwischen KI für die Erstellung realistischer Profile und perfektionieren ihre psychologischen Manipulationstechniken.

Der Kampf gegen Betrüger gleicht einem ewigen Katz-und-Maus-Spiel. Während Meta seine Systeme kontinuierlich weiterentwickelt, bleibt die beste Verteidigung eine Kombination aus technischen Lösungen, Nutzeraufklärung und gesunder Skepsis. Denn die Kriminellen schlafen nicht – und entwickeln ihre Methoden ständig weiter.